Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, 1. Baron Baden-Powell of Gilwell (* 22. Februar 1857 in London; † 8. Januar 1941 in Nyeri, Kenia), ist der Gründer der Pfadfinderbewegung. Pfadfinder verwenden häufig auch den Namen BiPi, der aus den Initialen seines Nachnamens abgeleitet ist.

Robert war das achte von zehn Kindern aus der Ehe von Henrietta Grace Smyth mit dem Pfarrer und Mathematikprofessor Baden Powell. Drei der Kinder waren allerdings schon vor Roberts Geburt verstorben. Der Vater hatte außerdem vier Kinder aus einer früheren Ehe. Er starb als Robert drei Jahre alt war. Der Name Smyth sollte an den legendären Abenteurer John Smyth, Captain Ihrer Majestät der Königin von England erinnern, einem berühmten Vorfahren mütterlicherseits.

Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs Robert mit seinen Geschwistern bei der Mutter auf, die für ihn zur Vorbildfigur wurde. Von ihr lernte er die Bedeutung der Tugend der Ritterlichkeit und die Bedeutung von Verantwortung. Später wurde Admiral W. Smith, Kartograph und Astronom (Großvater mütterlicherseits) zum Vorbild. Dieser weckte in Robert das Interesse für die Naturforschung. Während seiner Zeit im Internat an der bekannten Charterhouse School verbrachte Robert viel Zeit in den nahen Parks und Wäldern um die Natur zu beobachten. Er nannte es die Wissenschaft des Waldes. In den Schulferien ging er mit Freunden oft auf Reisen bis nach Norwegen, orientierte sich an den Sternen und mit Hilfe des Kompass und lagerte im Freien, ernährte sich von selbstgefangenem Fisch der über dem Feuer zubereitet wurde.

Ausbildung
Mit einem mittelmäßigen Abschlußzeugnis verließ Robert Charterhouse 1876 und brach mit einer alten Familientradition indem er sich nicht an der Universität von Oxford einschrieb sondern bei der Armee um einen Ausbildungsplatz als Offizier bewarb. Das Aufnahmeexamen legte er als zweitbester Prüfling ab und wurde daraufhin sofort zum Unterleutnant befördert. Da er ein guter Reiter war entschied sich Robert für die Kavallerie.

Militärkarriere
Robert wurde zu einem Kavallerieregiment nach Indien verlegt. Dort vertrieb er sich die freie Zeit vor allem im Dschungel um Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Auch als Entertainer begeisterte Robert seine Kameraden. Er organisierte Theateraufführungen und sang selbstkomponierte Lieder. Hier kam er auch zu seinem Spitznamen Bi Pi, denn er wurde von vielen Kameraden mit den Initialen seines namens B. P. angesprochen.

Baden-Powell wurde nach einigen Dienstjahren Schießausbilder seines Regiments und beschäftigte sich im Folgenden zunehmend mit Ausbildungsfragen. Einen besonderen Schwerpunkt legte er dabei schon früh auf die militärische Aufklärung, im Englischen scouting genannt. Die althergebrachten Vorstellung, die Kavallerie sei vor allem für berittene Angriffe da, teilte er nicht. Er hielt nicht viel von Drill und versuchte stattdessen seine Scouts für ihre Aufgabe zu gewinnen. Er gab keine Befehle sondern Tips die seine Scouts dazu befähigten selbständige Lösungen für die gestellten Aufgaben zu entwickeln und entgegen der militärischen Tradition der Befehlsausführung eigene Verantwortung zu übernehmen. Die Scouts teilte Baden-Powell bei Einsätzen in kleine Patrouillen von um die fünf Mann. Jede Patrouille hatte einen besonders erfahrenen Scout der die Patrouille anführte.

Baden-Powell verließ sein Regiment für einige Jahre, als ihm 1887 der Posten als Adjutant seines Onkels, des Generals Sir Henry Smyth, angeboten wurde. Unter dessen Befehl war er an der Niederschlagung eines Zuluaufstands in Südafrika beteiligt, dort fiel ihm eine Holzperlenkette des Zulukönigs Dinizulu in die Hände. Die Perlen wurden 1919 und in den folgenden Jahren für die Woodbadge Perlen verwendet. Als General Smyth 1890 nach Malta versetzt wurde, begleitete ihn Baden-Powell. Er wurde zusätzlich zum Nachrichtenoffizier ernannt und reiste in dieser Funktion in den folgenden Jahren vor allem in Südosteuropa. 1893 kehrte er zu seinem Kavallerieregiment zurück.

Nach Westafrika wurde Baden-Powell beordert, um die Ashantiexpedition (1895–1896) zu unterstützen. Das unabhängige Ashantireich war ein politischer Unruheherd zwischen den europäischen Kolonien. Ziel der Expedition war die Festsetzung des Ashanti-Herrschers Prempeh und seiner Familie. Baden-Powells Aufgabe war es, mit einem Korps von Einheimischen den britischen Truppen den Weg von der Küste zur Ashanti-Hauptstadt im Landesinneren zu ebnen. Dazu musste die vorhandene Straße erweitert, Brücken gebaut, Lagerplätze, Forts und Versorgungsdepots angelegt werden. Die Mission verlief erfolgreich: Prempeh wurde von den Briten gefangengenommen und ins Exil geschickt. Baden-Powell schrieb seine Erfahrungen als Buch nieder (The Downfall of Prempeh, 1896).

1896 nahm Baden-Powell an einer Militäroperation gegen die Matabele teil und lernte das Kuduhorn als Signalinstrument der Eingeborenen kennen. Als Souvenir dieses Einsatzes behielt er sich ein Kuduhorn. Dieses Instrument sollte später in der Pfadfinderbewegung eine Rolle spielen. Von Matabele-Kriegern erhielt Baden-Powell auch den Spitznamen Impeesa.

Ab April 1897 war er für zwei Jahre befehlshabender Offizier eines Kavallerieregiments in Indien. 1899 erschien in England sein Buch Aids to Scouting. Die Armeeführung empfahl das dünne Heftchen als offizielle Ausbildungslektüre für Offiziersanwärter.

Im selben Jahr spitzte sich die Situation in Südafrika wieder zu. Robert wurde umgehend wieder in die Kapkolonie abkommandiert, um britische Streitkräfte auf den erwarteten zweiten Burenkrieg (1899-1902) vorzubereiten. Er stationierte sich mit seiner Garnison im strategisch wichtigen Mafeking. Am 11. Oktober 1899 belagerten die Buren die Stadt mit 7500 Mann. Die Übermacht war überwältigend. Den Buren standen in der Stadt nur 700 Soldaten sowie 300 nur bedingt kriegstaugliche Zivilisten gegenüber. Als ein Abgesandter der Buren Baden-Powell zur Kapitulation aufforderte, lehnte dieser jedoch ohne weiteren Kommentar selbstbewusst ab. Bei der Verteidigung der Stadt setzte Baden-Powell auf die List und täuschte den Angreifern eine weit größere Zahl an Verteidigern vor, als tatsächlich in der Stadt waren. Er ließ Strohpuppen anfertigen, die er an für den Feind gut sichtbaren Positionen postieren ließ. Es wurden auch Holzgewehre geschnitzt und Attrappen von Geschützen aufgebaut. Seine Soldaten ließ er stets von wechselnden Positionen Schüsse abfeuern so dass die belagernden Truppen glaubten, in der Stadt wimmelte es von Soldaten.

Im Mafeking gab es während der Belagerung ein Kadettenkorps von Jungen ab elf Jahren, die als Sanitäter oder Melder eingesetzt wurden. Dabei stellte Baden-Powell fest, dass die Jungen durchaus für verantwortungsvolle Aufgaben eingesetzt werden konnten.

Durch seine Täuschungsmanöver und den Einsatz der Jugendlichen von Mafeking schaffte es Baden-Powell die Stadt 217 Tage lang zu halten, ohne dass sich die belagernden Buren trauten die Stadt anzugreifen. Im Mai 1900 traf dann endlich ein britisches Kommando ein, das die Stadt befreite. Die erfolgreiche Verteidigung Mafekings machte Baden-Powell zu Nationalhelden. Kinder und Haustiere wurden nach ihm benannt. Er wurde von der englischen Königin zum Generalmajor befördert und war mit 43 Jahren der jüngste General Englands.

Doch der Krieg in Südafrika war noch nicht beendet: Die Buren gingen zu einer Guerillataktik über. Baden-Powell wurde mit der Organisation einer berittenen Polizeitruppe in Südafrika beauftragt. Diese Polizei war ein „Prototyp“ für das Pfadfindertum. So setzte Baden-Powell bei ihr seine eigene Erziehungsmethode ein, die später auch in der Pfadfinderbewegung zur Verwendung kam.

1901 kehrte Robert auf Krankenurlaub für einige Monate nach England zurück. Als er englischen Boden betrat wurde er mit großer Begeisterung empfangen. Besonders die Jugend war von Roberts Taten begeistert und hatten sich sein Buch Aids to Scouting gekauft. Das Buch hatte es somit von der militärischen Ausbildungslektüre zum Jugendbuch geschafft.

1903 wurde Baden-Powell zum Generalinspekteur der britischen Kavallerie ernannt; in dieser Position besuchte er im Laufe der nächsten vier Jahre weltweit Kavallerieschulen. Später übernahm er das Kommando einer Reserveeinheit in England, bevor er 1910 endgültig aus dem Militärdienst schied.

Der erste Pfadfinder
Baden-Powell hatte sich während seiner Militärzeit früh als fähiger Ausbilder junger Rekruten bewiesen. Zurück in England, wo ihm von so vielen Jugendlichen Verehrung entgegenschlug, wandte er sich zunehmend dem Gedanken der Jugendarbeit zu. 1903 wurde er Vizepräsident ehrenhalber der christlichen Jugendorganisation „Boys’ Brigade“. Dem Gründer dieser Organisation gegenüber erwähnte er eines Tages, dass scouting das Programm für die Jungen noch attraktiver machen würde als die dort üblichen Drill-Übungen.

In den nächsten Jahren sammelte Baden-Powell nach und nach Ideen für eine eigenes Jugendprogramm. 1906 schickte er einen ersten schriftlichen Entwurf für ein Pfadfinderprogramm an verschiedene Organisationen. Im nächsten Jahr führte er auf Brownsea Island ein Probelager durch, unter anderem mit Mitgliedern der „Boys’ Brigade“. 1908 erschien schließlich das fertige Werk unter dem Titel Scouting for Boys. Der Erfolg war durchschlagend, und bald bildeten Jungen in ganz England selbständige Pfadfindersippen und -trupps. Neben seinen beruflichen Pflichten fiel Baden-Powell damit die Aufgabe zu, die wachsende Pfadfinderbewegung zu koordinieren.

1910 ging B.P. in Pension und folgte Einladungen von Pfadfindern aus aller Welt, bis er 1912 sein Herz an eine 32 Jahre jüngere Frau namens Olave St. Claire Soames verlor. Noch im selben Jahr wurde geheiratet, und 1913 erblickte sein Sohn Peter das Licht der Welt. 1915 und 1917 bekamen er und seine Frau 2 Töchter. Die Organisation der Pfadfinderinnen, die sich zu „Girl-Guides“ umbenannten, wurde von Olave Baden-Powell übernommen, während sich B.P. weiterhin um die männlichen Pfadfinder kümmerte.

Ab 1910 wird Baden-Powell mit Ehrendoktoraten verschiedener Universitäten geehrt, ihm wurden hohe Orden aus aller Welt verliehen und er erhielt hohe Pfadfinderauszeichnungen von den nationalen Pfadfinderverbänden z.B. 1927 auf einem Großlager in Schweden das Große Dankabzeichen vom ÖPB und die Goldene Gemse des ÖPB (bis 2000 nur 5 mal verliehen).

Ein schottischer Geschäftsmann schenkte den Pfadfindern im Jahr 1919 schließlich den Gilwell-Park bei London, wo B.P. ein Ausbildungszentrum für Scoutmaster installierte. Ein Jahr später wurde er beim 1.Welt-Jamboree zum „Chief Scout of the World“ ernannt.

1921 Robert Baden-Powell wurde Baronet und 1929 Baron Baden-Powell, of Gilwell. Die Verleihung dieses Titels verkündete am 3.Welt-Jamboree in Birkenhead im Auftrag Königs George V. der Prince of Wales (Edward VIII) in voller Pfadfinderuniform. Ebenfalls während des 3.Welt-Jamborees erhält Bipi ein besonderes Geschenk von den Pfadfindern. Es ist ein Rolls-Royce und ein Wohnwagen. Bipi tauft ihn Jam Roll.

1937 Baden-Powell hielt am 5.Welt-Jamboree in Vogelenzang Holland seine Abschiedsrede.

Baden-Powell starb am 8. Januar 1941 in Nyeri in Kenia und hinterließ allen Pfadfindern einen Abschiedsbrief.

Baden-Powell komponierte auch den Pfadfinderpfiff als Erkennungsmelodie der Pfadfinder.

 

Abschiedsbriefe:

Meine lieben Pfadfinder,

Ich bin achzig Jahre alt. Was haltet Ihr davon? Ich kann aber nicht sagen, daß ich mich älter fühle als einer von Euch. Ich wünsche Euch ein so glückliches Leben wie ich es gehabt habe. Ihr könnt es haben, wenn Ihr Euch gesund haltet und anderen helft. Ich will Euch mein Geheimnis verraten: In allem was ich tat, trachtete ich danach das Pfadfinderversprechen und -gesetz zu halten. Wenn Ihr dies tut, habt Ihr Erfolg im Leben und Glück. Auch wenn Ihr Achtzig seid wie ich. Ich wünsche Euch
ein langes und glückliches Leben und viele gute Zeltlager.

 

An die Boy Scouts: Liebe Pfadfinder !

In dem Theaterstück „Peter Pan“, das Ihr vielleicht kennt, ist der Piratenhäuptling stets dabei, seine Totenrede abzufassen, aus Furcht, er könne, wenn seine Todesstunde käme, dazu keine Zeit mehr finden. Mir geht es ganz ähnlich. Ich liege zwar noch nicht im Sterben, aber der Tag ist nicht mehr fern. Darum möchte ich noch ein Abschiedswort an Euch richten. Denkt daran, daß es meine letzte Botschaft an Euch ist, und beherzt sie wohl.

Mein Leben war glücklich, und ich möchte nur wünschen, daß jeder von Euch ebenso glücklich lebt.

Ich glaube, Gott hat uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger Schritt zum Glück besteht darin, daß Ihr Euch nützlich erweist und des Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.

Das Studium der Natur wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die Welt ausgestattet hat. Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.

Das eigentliche Glück aber findet Ihr darin, daß Ihr andere glücklich macht. Versucht, die Welt ein bißchen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.

Wenn dann Euer Leben zuende geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewußtsein, Eure Zeit nicht vergeudet, sondern immer Euer Bestes getan zu haben.

Seid in diesem Sinn „allzeit bereit“, um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. – Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr keine Knaben mehr seid.

Euer Freund                                                                                                      Baden Powell of Gilwell

 

An die Girl Scouts und Girl Guides: Liebe Pfadfinderinnen !

Dies ist mein Abschiedsbrief und somit das letzte Mal, daß ich zu Euch spreche.
Vergeßt bitte, wenn ich nicht mehr bin, Eure Lebensaufgabe nicht, nämlich glücklich zu sein und glücklich zu machen.
Das ist so einfach!
Ihr macht erst einmal andere Leute glücklich, indem Ihr Ihnen gutes tut. Über das Selber-Glücklichsein braucht Ihr Euch dann keine Gedanken mehr zu machen, denn dann kommt es von selbst.
Ihr werdet hart arbeiten müssen, aber der Lohn wird nicht ausbleiben.
Wenn Eure Kinder gesund, unverdorben, und unternehmungslustig heranwachsen dürfen, werden sie glücklich sein. Und glückliche Kinder lieben ihre Eltern. Eine reinere Freude als die Liebe eines Kindes gibt es nicht. Ich bin überzeugt, daß Gott unser Glück in diesem Leben will. Wir dürfen auf einer Erde leben, die voller Schönheit und voller Wunder ist, und Gott versah uns nicht nur mit Augen, um das alles wahrzunehmen, sondern auch mit dem Verstand, diese ganze Pracht zu erfassen. Wir dürfen es nur nicht an der Einstellung fehlen lassen. (…)
Ihr werdet bald herausfinden, daß der Himmel nicht irgendein fernes Glück in den Wolken ist, das erst nach dem Tode kommt. Das Glück liegt in dieser Welt in Eurem Heim.
So führt denn andere zum Glück und werdet selbst glücklich dabei.
Wenn Ihr das tut, so erfüllt Ihr die Euch von  Gott übertragene Aufgabe.

Gott mit Euch.                                                                                                     Baden-Powell.

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